sprachliche amokläufe

unsere freundin, die gute alte sprache, legt uns gelegentlich missgeburten ins wochenbett. merkwürdigerweise sind es häufig – wenn auch nicht nur – sportjournalisten, die uns mit hauptwörtern, tunwörtern oder grammatischen amokläufen quälen. beispiele gefällig? bitte:

generieren: die münchner generieren sich eine torchance nach der anderen. will sagen, der fc bayern hat sich in leverkusen tormöglichkeiten zuhauf herausgespielt (ersatzweise auch erarbeitet).
und der fernsehkoch im anschluss an die sportmeldungen generiert uns keine kartoffelsuppe. der schmalspur-bocuse auf dem privaten sender spuckt uns in den eintopf.

gerieren: philipp lahm geriert sich als mittelstürmer. tatsächlich gehört er aber ins mittelfeld.
unser fernseh-koch macht einen auf kalorien-clown, tatsächlich ist er aber nur der johann lafer.

fokussieren: sogar die profi-jüngelchen mit dem bentley vor der kabine kommen nicht mehr dran vorbei. “ich hab mich voll auf das spiel fokussiert.” ja auf was denn sonst soll er zwischen an- und abpfiff sein augenmerk gelegt haben?
der fernsehkoch fokussiert sich in gänze auf die einschaltquote. weil zwischen vor- und hauptspeise ein werbe-clip läuft, in dem er brühe aus der tüte anpreist. und je höher die einschalt desto mehr die kohle.

einnetzen: bisweilen auch verkurz-zärtelnd nur als “netzen” beschrieben. thomas müller hat zum ersten mal in der laufenden bundesliga-saison ein tor erzielt.
tim mälzer dagegen hat die entenbrust nicht im einkaufskorb ins fernseh-studio eingebracht. vermutlich war’s aber sowieso der praktikant aus der redaktion.

den angriff verteidigen: das heisst nicht, dass ein sport-advokat die formschwachen stürmer des 1. fc nürnberg vor gericht vertritt, sondern dass mats hummels nach ablauf seiner sperre die dortmunder abwehr gegen den gegnerischen angriff verteidigt.
fernsehkoch horst steckt keine lichter für den grün-kohl an, sondern wehrt sich mit händen und schneebesen gegen solch gemüse auf der speisekarte.

empathie: neumodisch zeug. nicht nur fussballspieler wissen nicht so genau, was sie damit sollen.
und – noch – hat kein fernsehkoch zur blondierten gast-köchin aus der vierten studio-reihe gesagt: “du bist mir empathisch”.

den ball flach halten: was soll das? der ball ist rund und bleibt es auch. wer ihn flach möchte, soll frisbee spielen.
alfred biolek tröstet sich damit, wenn sein soufflé zusammensackt wie miro klose nach einem tritt ins gemächt.

front, granate, bomber und so weiter: unauslöschliche begriffe, die im sport nichts verloren haben.
im kochstudio übrigens auch nicht: keine küchenfront, keine vitaminbombe, keine granate in der jury.

für heute soll’s damit sein bewenden haben. wir geben zurück in die sendeanstalt und warten verspannt auf die nächsten klöpse.

p.s.: ich weiss, dass ich selbst zu un- und mindersinnigen sprach- und satzbau-erschöpfungen neige. aber erstens fernseh-sendere ich weder im stadion noch im studio. und zweitens gibt’s auch niemanden, der meine kreaturen wiederverwendet. ich richte also, drittens, keinen schaden an.

 

 

Dieser Beitrag wurde unter achtung: satire, fernsehen, fussball, küche, schwachsinn abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

1 Antwort zu sprachliche amokläufe

  1. Olaf sagt:

    “Die Sudler sollten ihre Dummheit an etwas anderm auslassen, als an der deutschen Sprache.”

    Arthur Schopenhauer

    Das haste mal wieder schön auf den Punkt gebracht, lieber Veit.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert