Kunst des Krieges

Ich glaub, es war Weihnachten 1914. In der Hölle Flanderns. Seit Monaten hatten sich die Truppen des deutschen Kaiserreichs, der britischen Krone und der französischen Republik nach allen Regeln der Kunst gemetzelt. Keinen Schritt Boden kamen die einen voran. Kein Schützengraben, aus dem sich die anderen zurückgezogen hätten.

Dann Weihnachten. Die Waffen schwiegen. Stattdessen Weihnachtslieder. In der Sprache der jeweiligen Kriegsherren, die es sich jetzt wohl mit Cognac und Zigarren am Kaminfeuer gut gehen ließen.

Auf dem Schlachtfeld schoben sich die ersten Köpfe aus den Gräben. Singend und ein wenig zweifelnd. Würde der Feind weitersingen oder schießen?

Keiner der Feinde schoss. Bald standen sie auf dem Todesstreifen. Radebrechten, tauschten Zigaretten aus, auch die Helme. Sie umarmten sich und spielten Fußball. Manchesmal dauerte dieser Waffenstillstand bis ins neue Jahr. Dann feuerte ein Offizier dreimal in die Luft. Das Zeichen, dass die Freunde sich jetzt wieder als Todfeinde gegenüber standen.

Frieden geht so leicht, wenn die, die unterm Krieg leiden, das Sagen haben. Frieden geht so schwer, wenn er denen, die aus sicherer Entfernung Blut vergießen lassen, der Krieg eine Kunst ist.

Im Jahr 2011, so DIE ZEIT, gab es weltweit 38 Kriege und 388 bewaffnete Auseinandersetzungen. Mehr als jemals nach dem zweiten Weltkrieg. 80 Prozent der Opfer sind Zivilisten. Frauen, Männer, Kinder, alte Menschen. Kollateralschäden. Ebenfalls mehr denn je.

Drohnen gegen Drohnen. Kannst du dir vorstellen, dass die am 24. Dezember ihre Flüge einstellen und gemeinsam Weihnachtslieder singen? Eben.

Komisch. In der Nationen fast allen gibt es Verteidigungsminister, die mit ernstem Gesicht Paraden abschreiten. Sogar der Vatikan verfügt über eine Armee. Aber hast Du schon mal was von einem Friedensministerium gehört?

Die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln ist eben nicht der Frieden. Schon gar nicht, wenn Friedensnobelpreisträger auf einer Liste die ankreuzen, die es gilt, ohne Festnahme, Anklage, Verteidigung auszulöschen. Ex und Kopp, sozusagen. “Und wenn der Kopf fällt” singt die Seeräuber-Jenny, “sage ich: hoppla”.

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