amerika und unsere kultur

Olaf hat geschrieben. Wir werden alle Amerikaner (?) darüber, dass die freunde von überm teich uns ihre kultur, ihren american way of life, überstülpen wollen. ihre ketten-fress-höllen, ihre koffein-limos, die gezogene waffe, mit der uns auch unsere cops künftig kontrollieren, nachdem sie uns mit amerikanischem sirenen-geheul zum anhalten gezwungen haben.

andererseits, sagt Olaf, haben uns die amis auch gutes gebracht. gute musik beispielshalber.

tja, und da liegt der hund begraben. grundsätzlich freu ich mich, wenn in unserer globalisierten welt, nicht nur money, rohstoffe, waffen und spionierereien ausgetauscht werden, grad wie es den herrschenden und dem markt gefällt.  sondern eben auch ideelle werte wie die kultur.

nur ein paar beispiele. die amerikaner haben uns john irving gegeben und raymond chandler. jack kerouac und charles bukowski. bob dylan und jimi hendrix. miles davis und chet baker. andy warhol und roy lichtenstein. martin luther king und malcolm x. häuptling seattle und al gore. humphrey bogart und spencer tracey. robert de niro und jack nicholson. angela davis und joan baez. – die liste darfst du beliebig fortsetzen. zum beispiel mit truman capote, jim morrison, charlie mingus, charlie chaplin oder philip seymour hoffman. und beim einen oder anderen werden auch michael jackson und john f. kennedy drauf stehen. meine sind’s nicht, aber sei’s drum.

und so wie uns die amerikanische kultur beeinflusst, gestärkt und bereichert hat, lebt die deutsche kultur auch von menschen, die weder amerikaner noch deutsche waren und sind. wolfgang amadeus mozart, thomas bernhardt, franz kafka, lew kopelew, jean ziegler, serge und beate klarsfeld. auch diese aufzählung lässt sich mannigfach fortsetzen: max frisch, friedrich dürrenmatt, alfred hrdlicka, andré heller.

im gegenzug hätten wir zu allererst auf den österreicher hitler verzichten können.  in einem anderen atemzug auch auf den amerikaner ronald reagan. auf den niederländer andré rieu. auf den franzosen pierre brice.

natürlich begegnet uns, so meint es Olaf auch, kultur nicht nur als dach für künstlerisches. kultur, das ist auch unsere lebensart. der umgang, den wir untereinander pflegen. die politische ordnung, die wir uns geben. die menschlichkeit, auch in der rechtsprechung. zur kultur gehört der respekt vor andersmeinenden und -lebenden. deutsche kultur sollte auch bedeuten, dass wir uns nicht über die kultur des judentums, des islam stellen. dass wir uns im umgang mit den kulturen und ihren menschen aus afrika oder asien nicht für die besseren halten, nur weil unsere haut als weiss gilt und unser denken als national..

wenn wir aber die tür zur welt öffnen – und das sollten wir, wollen wir nicht im eigenen muff verstaub-trocknen -, müssen wir in kauf nehmen, dass uns auch unterkommt, was wir eigentlich nicht wollen: cola, hamburger, pershings, die familie bush. schlechte fernsehserien, chuck norris und die gezogene waffe beim “ihre papiere bitte”. zumal beispielshalber letzteres keine amerikanische erfindung ist. es gab deutsche zeiten, da haben uniformierte und zivile gleich geschossen. es reichte völlig, dass das gegenüber aus anderer kultur stammte. und wenn sie mich in den siebzigern kontrollierten, was nicht selten geschah, dann war das für mich häufig auch nachhilfeunterricht in waffenkunde. das ende vom lauf war der einfachheit halber direkt auf mich gerichtet. erfahrungen, über die es sich auch vom ausflug nach belfast berichten lässt.

will also sagen: kultur ist immer ein mischmasch. ist multi. ist beglückend nur, wenn sie den lernwilligen blick auf des anderen teller gestattet. dass drauf auch unverdauliche stücke serviert werden, lässt sich nicht vermeiden. ob wir diese teile runterwürgen, auf dass sie bleiern in uns lasten, oder ob wir sie ebenso freundlich wie entschlossen zurückgehen lassen, ist die frage. die frage unserer kultur.

 

 

 

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