testpersonen ja, bundestagswahl nein

manchmal holt dich die vergangenheit ein, manchmal auch du sie. ich war dieser tage zweimal auf der angeblich ökologischen plattform “utopia”. wobei ich in beider fälle nicht arg weit kam, weil ich alldorten gesperrt bin. wegen ungebührlichen verhaltens. oder so. ich hatte halt ein paar der dort heimischen schnarchzapfen beleidigt. beziehungsweise: sie liessen sich von mir beleidigen.

utopia ist so eine art gut-gewissen für wohlhabende nachhaltiger. auch für eher mittellose idealisten, die mit einem viel-master der auf öko gebürsteten marktwirtschaft ins nirgendwo segeln. ein bootsmaat zum beispiel fordert, unter verwendung des mehrfach und überaus lustig-wortspielend gebrauchten begriffs “arsch”, seine mitmenschen auf, kein clopapier zu gebrauchen, wenn sie in den wald zum kacken gehen. viel besser sei ein waschlappen, der anschliessend von hand ausgewaschen und zum austrocknen aufgehängt wird. nun ja, schwamm drüber. ich schweife ab.

was mich tatsächlich, nein, nicht gestört – ich hab ja eigentlich nichts anderes erwartet, was mir also tatsächlich aufgefallen ist: zumindest auf den mir zugänglichen seiten fand ich kein wort über die bundestagswahl. dafür aber suchen die hauptamtlichen utopisten testpersonen für irgendeine granatapfel-körperlotion von wileda.

warum ich das hier einbringe? weiss auch nicht so genau. ist halt so eine reminiszenz an eine gemeinsame vergangenheit, aus der ein paar freunde geblieben sind. solche, die kastraten-utopia auch verlassen haben. und dennoch weitermachen. mit ihrem blog, in ihrem leben. mit derben veröffentlichungen manchmal, aber im kern mit der herzlichkeit des menschen, der einen ausweg sucht aus den prinzipien von marktwirtschaft und kapitalismus. die sich nicht mit der forderung begnügen, rewe möge nun endlich den veganen yoghurt ins sortiment aufnehmen. die freundInnen stellen solch eine gewinn-fixierte lebensmittel-diktatur gleich gänzlich in frage. denn was bringt mensch der vegane yoghurt, wenn gleich daneben im regal milch aus der europäischen massenerzeugung steht, die letztlich den schwestern und brüdern in somalia vollends die existenz-grundlage entzieht und sie in die piraterie treibt? aus der sie dann von den wächtern des kapitals herausgefackelt werden? oder wenn ich im gang mit den kaffeebohnen ein kilo fairtrade um 16 euro (ist das überhaupt möglich?) bekomme, die verehrte kundschaft indes zu drei vierteln nach dem packerl aus sklavenhaltung greift, das es um die hälfte gibt?

nun denn. wer utopia nicht kennt, der möge es bei dieser wohltuenden wissenslücke belassen. auch wenn sie und er mit diesem beitrag dann eher nichts anfangen. den geistig überlebenden aus dieser zeit dagegen sei ein fröhlicher gruss übermittelt. war nicht schlecht, was wir damals gemacht haben. aber trotz möglicherweise geringerer einschaltquote ist besser und sinnvoller, was wir heute treiben. oder?

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2 Antworten zu testpersonen ja, bundestagswahl nein

  1. Olaf sagt:

    Ha ha, ja, ich erinnere mich. Die Utopia-Leute haben bis heute nicht verstanden das enorme Potential der Community zu nutzen. Aber ja, jeder ist eben seines eigenen Glücks Störenfried.

    Ich bin jedenfalls froh, dass ich mir mein eigenes Eckchen im Internet eingerichtet habe. Mag mein eigenes Utopia auch utopisch sein, so ist es jedenfalls nicht von irgendwelchen grün gewaschenen Marketingfuzzis verseucht. ;o)

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