bedeutungsloser wahlkampf

eigentlich bin ich ja ein treuer bundesbürger. beziehungsweise, ich sollte einer sein. ich zahl meine steuern spätestens nach der zweiten mahnung und parke nicht öfter falsch als der motorisierte durchschnitt. ausserdem qualme ich, obwohl der preis pro schachtel seit meiner ersten kippe um 500 prozent nach oben gerau(s)cht ist.

verpflichtet wie ich mich diesem grundrecht gegenüber empfinde, habe ich auch immer gewählt, seit das gesetz mich als reif genug dafür erachtete. meistens hab ich die looser angekreuzt. irgendjemand muss das schliesslich tun.

ich war auch immer interessiert. sogar orientiert. “stoppt strauß”. “wir demonstranten in oberschwaben, wollen keine pershings haben. und unsere kollegen in danzig, wollen keine es-es zwanzig”. oder: “plutonium bringt omi um”. für “willy wählen” indes war ich zu jung. und später kam mir der guillaume dazwischen.

gerne liess ich mich auch von den kleineren zwiebeln übeln. mit birnen und ihren ablegerInnen hatte ich es nie so rechts. pflaumen waren mir häufig zu grün und das rot der radieschen war meistens halt auch nur schale. aber ich schwöre: fdp habe ich nie gewählt. und werde es, so ich nicht völlig der demenz anheim falle, auch nie tun.

was waren das für zeiten. “freiheit statt sozialismus”. lagerwahlkampf nannten das die politischen beobachter. die sogenannte mitte spielte keine rolle. noch nicht. sie war, was sie im grunde genommen heute nach wie vor ist: bedeutungslos.

bedeutungslos, so begegnet mir auch der wahlkampf anno 2013. da geht’s um ausländers maut für die nutzung deutscher autobahnen und einen fleischlosen tag in der woche. was im übrigen keine grüne roth-errungenschaft abgibt, sondern vor langer zeit von den katholiken erfunden wurde.

stand jetzt verspricht uns auch niemand keine erhöhung der mehrwertsteuer und der rösler spielt das soli-solo eher schwachbrüstig. den syrien-konflikt erledigen wir mit der feststellung, dass wir nicht eingreifen werden. halb so schlimm also.

einstens war dem bayrischen könig franz-josef bei zwei new yorker dirnen die brieftasche abhanden gekommen. heute weiss der fdp-spitzenkandidat, wieviel in ein dirndl passt. und personalien wie de maizière oder pofalla erledigt die zeit.

auch die politische kultur war ein paar mal zu oft bei den weightwachters. der degenhardt ist tot und der biermann so stumm wie tot. grass hat ausgetrommelt und walraff ein problem mit der steuerbehörde. jakob einstein und jan fleischhauer geben ihr bestes, aber alleine vermögen sie so ein richtig schönes lager-feuer nicht zu entfachen. kein wunder zu zeiten, in denen einer wie nikolaus blome vom sessel des stellvertretenden bild-chefredakteurs aufs sofa der spiegel-chefredaktion wechselt.

da sitz ich treuer wahl-bürger also zwischen internet, wochen-magazin und polit-tv. günter jauch und reinhold beckmann sind jacke wie hose. stefan raab hinterlässt die nachhaltigsten spuren vom fernseh-duell und der rand, an dem mich der ganze wahlkampf bestenfalls interessiert, wird immer breiter.

ich glaub, ich wähle dieses mal nach dem spasseken-prinzip. die erste stimme für den cdu-bewerber und die zweite für die linke. dann haben wenigstens die ehrenamtlichen stimmauszähler was zum sich wundern.

 

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