weicheier in parkas

klaus hoffmann, der zu oft übersehene und überhörte, hat die letzten worte des aufs sterben kranken jacques brel deutsch interpretiert. genial – voller respekt vor dem genie brel. hier spricht brel mit seinem freund Jojo, der ihm den tod voraus hatte:

“wir reissen uns hier den arsch auf, während sie vergessen. fressen und vergessen. so, wie sie rimbaud und villon vergessen haben. ach, die linke. och, die linke. hast du die parlamentswahlen verfolgt? hast du? die französische linke hat ihre creme verloren. wir nähern uns langsam belgien. immer schön in der mitte. die linke ist genauso fett und satt wie die rechte. es sind weicheier in parkas. sie haben sie haben doch keine kraft mehr. keine durchsetzungskraft und keine härte. das sind doch keine männer. die können ja nicht mal weinen, Jojo. stattdessen jammern sie und lamentieren. ihre kriege werden zu gottesdiensten. Jojo, komm, lass uns einfach abhauen. … ich werde mit dem singen aufhören. es gibt etwas anderes – ich meine es ernst. komm Jojo, ich verachte diese affen. bevor es die arschlöcher gab, waren die blume und der vogel frei. und dann kamen sie und die blume ist im blumentopf und der vogel ist im käfig. bevor es sie gab, hatten wir doch gar keine probleme. und dann kamen sie und erzählten uns was vom paradies auf erden. die kommunisten, die faschisten, die liberalen, konformisten. … herrgott, menschen sind nicht schön, Jojo. menschen sind hässlich. komm, lass uns doch abhauen, bevor es zu spät ist. was willst du? sterben? Jojo, komm, komm. klauen wir uns eine kathedrale. es gibt so viele davon. die meisten sind auch völlig unbewohnt. schenken wir ihr ein paar masten. einen bugspriet, breite lagerräume, fock, besanwanten. und dann, mein alter, befreien wir sie von gott und bringen sie dahin, wo das meer beginnt. und dann hissen wir lachend die segel. was hast du? krebs? na dann kotz ihn aus, bevor er dich frisst. …

seufzende tiere. sie ziehen nach süden, während wir hier verrotten. mit uns geht eines mit. Jojo, ich hab keine angst zu sterben. ich will mein leben, Jojo. sardinen aus der büchse essen. das blut der weine trinken allabendlich. und einen grossen mond. Jojo, hässlich sind wir geworden. monster sind wir geworden. Jojo, ziehen wir noch einmal in die schlacht, zeigen wir es ihnen noch einmal. im namen der liebe, im namen der zärtlichkeit. suchen wir uns doch ein land, wo wir eins sind mit aller natur. du wirst wieder gesund werden. du wirst es sehen. du musst nur daran glauben. glauben, solange du lebst. schau doch, die hoffnung: sie lebt. überall. sie bleibt, auch wenn alles vergeht. sieh doch die wildgänse. sie ziehen nach süden, während sie töten. wie lächerlich. sie denken, sie könnten den tod mit dem tod besiegen. sie sehen täglich das leben und sie schiessen es ab. oui, herr kapitän, ah capitano, rattatattatat.”

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1 Antwort zu weicheier in parkas

  1. Olaf sagt:

    Es liegt wohl am Namen Hoffmann, dass von eben jenen immer so gute Texte kommen? ;o)

    Jedenfalls dem Klaus dem gebe ich recht, weil er mit diesem Text ein Gefühl in mir bestätigt, das es schon lange gibt, was ich aber niemals nicht so gut in Worte hätte pressen können.

    Übrigens hat der Klaus auch ne Homepage, lieber Herr Hoffmann… ;o)

    http://www.klaus-hoffmann.com

    Ein Besuch lohnt sich.

    Danke für den Text, mein Bester. Ich wünsche Dir einen sonnigen Tag!

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