the doors – live at the bowl

Hab ich vorangehend zdf.kultur vergespottet. Grad läuft dort das 68-er konzert der doors in der hollywood bowl. Das versöhnt, das entschädigt.

An der orgel sitzt ray manzarek. Gibt mit der rechten hand die melodie vor, spielt mit der linken die bassläufe. Weil die doors keinen bassisten nötig hatten. Manzarek musiziert für zwei. Wüsste keinen, der das konnte oder kann. Jedenfalls nicht so. manzarek, das war ein gott.

Aus dem dunkel springt der erzengel morrison ans mikrofon. Mit einem nicht zu bändigenden schrei. Versinkt in sich. Reiht sich ein in die orgel-läufe und beginnt fast versonnen. „when the music is over“. Federleicht setzt john densmore sein schlagzeug ein. Robbie krieger nimmt die perlen manzareks auf und fädelt sie zu einer eigenen kette.

Jetzt brecht/weill. „show me the way tot he next whisky-bar“ aus b.b.s „hauspostille“. Robbie krieger rifft und zupft den übergang. „backdoor man“. John densmore trommelt so exakt wie vielleicht ausser ringo starr keiner.

Als kind erlebte morrison einen unfall, bei dem alle menschen aus einer indianer-familie starben. Ihre seelen, ist er sich jahre später noch sicher, sind in ihn übergegangen.

„the wasp (texas radio and the big beat“ morrison, die seele von indianer, spricht. Spricht? Was ist das richtige wort, wenn einer poesie nicht vorträgt, sondern lebt?

Sanft beginnt’s. „hello I love you“. Ansatzweise, nur ansatz weise lassen sie es krachen. Fast abrupt der schluss.

Immer noch spielsingen sie – nun ja, nicht gebremst. Eher wie der zeitzünder, der rückwärts tickt, auf die explosion zu, die sie schon mal andeuten.

Karg, aber voll exzentrischem drive steigen sie in „horse lattitude“ ein. Eine basslinie als stünde john entwistle hinter der bühne, orgeltöne, die auch billy preston nicht besser hätte zu setzen wissen. Eine gitarre, die den putz drauf verteilt, als gelte es einen rembrandt zu renovieren. Das schlagzeug setzt die klammern.

Dann wird’s, von krieger angeführt, andalusisch. „spanish caravan“. Fast klassische passagen. Morrison scheint am mikrofon-galgen zu sterben.

Fast freejazz. Das intro zu „light my fire“. Als hätte ein unsichtbarer jockey die zügel schiessen lassen. Morrison, die fleischgewordene schönheit, schreit sich die indianer-seele aus dem leib. Und bleibt doch sänger, beweist sich als musiker. Light my fire selbst. Die drei intrumentalisten spielen soli. Gleichzeitig. So geht musik. Dann spielen sie sich die bälle zu. Jonglieren und geben weiter. Unaufgeregt, mit der bescheidenheit derer, die um ihr tatsächliches können wissen. Und mit einer selbstverständlichkeit, die nur dem eigen sein kann, der weiss, wohin der weg führt. Jim raucht und zeigt dem publikum seinen lederbehosten arsch. In einem späteren konzert wird er die hose runterlassen und fast versonnen an seinem schwanz spielen (er wurde daraufhin festgenommen). „light my fire“ ist eine der wenigen schwächeren nummern der doors. Aber das, was sie hier draus machen…

„unknown soldier“. Morrisons vater war general. Im stechschritt trommelt’s, orgelt’s. von der gitarre heulen die raketen. Morrison gibt den tumben schreihals. Trommelwirbel, exekutiert stürzt er zu boden. Singt weiter. Steht auf. Singt. „the war is over“. John lennon hatte sich das auch gewünscht. Dran geglaubt werden beide nicht haben.

Manzarek improvisiert den einlass zu „the end“. Die hymne allen morbidens, aller todessehnsüchtigen. „this ist he end, my beautiful friend. This ist he end, my only friend. … I’ll never look in your eyes again.“ Krieger erforscht die sphären einer musikalischen milchstrasse. Densmore verleiht dem wort „sacht“ rhythmus. Manzarek nimmt die orgel zurück. Morrisons gesicht ist in weisses licht getaucht. Ein singender toter. Zelebriert die ode an einen grashüpfer. „father.“ „yws son?“ „I wanna kill you.“ – „mother, I want to…“ an anderer stelle hat er das verb „fuck“ schon mal gesungen.

Dieser rhythmus. Spitz wie die nadel für eine rückenmarkpunktion. Unbändig wie ein wirbelsturm. Akkorde, läufe, unaufhaltbar wie ein tsunami. Dieser sänger, der tanzt, schreit, singt als gäb’s kein morgen (gab’s für ihn ja auch nicht mehr allzu viele“. Wieder „this ist he end“. So vorsichtig, wie du dich einem offenen grab näherst. Dann ein instrumentaler urschrei. Und schluss.

Ich hab das parallel zum konzert-film geschrieben. Und wieder mal soviel neues entdeckt. Ich werd den text nicht gegenlesen und folglich auch nicht korrigieren.

 

Dieser Beitrag wurde unter der hammer!, kultur, kunst, leben, musik, poesie abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert