bei allem misstrauen: ein bisschen respekt

Ich bin, beschämt sei’s eingestanden, ein freund klarer ansprache. Was soll ich mit einem arschloch mich auseinandersetzen, wenn sich eine zähe argumentationsrunde mit einem ausrufezeichen hinter so schönen worten wie „flachwichser“ oder „fickfehler“ aufs trefflichste abkürzen lässt.

In den tagen fällt auf: beschimpfpöbeln wird salonfähig. Empörung und ablehnung werden an nullnummernde dumpfbacken adressiert. Fast gilt’s  als gentleman-like, im umgang – zum beispiel – mit vermeintlich intelektuellen notbremsen wie ein paar tausend pegida-(mit-)läufern tief in die kiste mit den sottisen zu greifen. Es ist zur guten übung geworden, dummköpfe, iditioten, irr- und wirrläufer anzuprangern. Wobei das durchaus auch für den umgang mit der anderen seite gilt. Oliver kalkofes nachruf auf die opfer in paris hörte sich an wie eine akustische enzyklopädie einschlägiger beleidigungen und hatte deswegen mehr trennendes als einigendes.

Die erinnerung geht ein paar schmale dekaden zurück vor anker: „dann geh doch rüber, du kommunisten-sau.“ „nigger-freund“. „du schwuler nestbeschmutzer, halt endlich dein dreckiges maul.“ – begegnungen dieser natur waren nicht gerade dazu angetan, mich zu einem sauberen, inhaltlich-sachlichen streitgespräch zu animieren.

So denk ich mir halt, in diesen zeiten, in denen alle mit allen reden und alle allen zuhören sollen, dass gegenseitige beleidigungen nicht unbedingt weiterführen.

Aber ach, so einfach ist es dann auch nicht. Mit afd-fundamentalisten, mit pegida-(ver-)führern, mit national-bewegten sowieso, muss ich nicht an einen tisch sitzen. Die geschichte zeigt, dass sich faschisten nicht überzeugen lassen. Sie müssen ausgegrenzt werden. Wir müssen die tümpel trocken legen, an denen sie seelen-fischend ihre angeln auswerfen.

Ich kann indes nicht glauben, dass alle paar-hunderttausend …gida-isten als gefestigte hardcore-faschos demonstrieren gehen. Das heisst nicht, dass ich für sie bin. Pegida als idee ist und bleibt menschenfeindlich und daher falsch. Aber davon überzeugen werde ich die demonstranten nicht, wenn ich sie von vornherein als geistige flachmatiker und politische legastheniker ins eck stelle. Ein bisschen respekt – nicht vor der idee, aber vor dem menschen – kann nicht schaden. Bei allem misstrauen, das angebracht ist. und bleibt.

Und dass ich mich in sachen sprachgebrauch – nicht nur was die schiedsrichter in der sporthalle betrifft – auch an die eigene nase fassen muss: ich weiss.

Dieser Beitrag wurde unter afd, der mensch, faschismus, gesellschaft, leben, menschenrechte, persönlich, politik abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert