moderne pest – zum scheisse brüllen

“Mit der Bundeswehr auf Piratenpatrouille am Horn von Afrika, wo 40 Kriegsschiffe die Pest der modernen Piraterie bekämpfen. Für Deutschland ist die “Augsburg” mit 234 Besatzungsmitliedern im Einsatz.” – steht so in einer programmzeitschrift. da vergeht mir das blödeln. ich kann da nur mehr “scheisse” schreien. brüllen. noch lauter.

einfach mal so. wenn du in somalia ein kind fragst, was es denn werden will, wird’s wohl kaum sagen “pirat”. ganz so freiwillig setzt sich keiner, der noch einigermassen bei sinnen ist, der feuermacht der 234 deutschen besatzungsmitglieder und ihrer internationalen kollegen von den 39 anderen kriegsschiffen aus.

somalia hatte mal ein bisschen landwirtschaft und etwas fischerei. der somalische bauer konnte mit seiner milch und seinem geflügel nicht mehr konkurrieren gegen den subventionierten überschuss aus europa. das geht so: die eu unterstützt die europäische landwirtschafts-industrie, die mehr produziert als bei uns verbrauchenden bürgern der tisch tragen kann. gewinn gemacht haben die betriebe schon vorher, verdienen sie sich also ein kleines zubrot, indem sie die subventionierten überschüsse zu einem preis auf dem afrikanischen kontinent verramschen, den kein inländischer erzeuger bieten kann. so gesehen subventioniert die europäische union den somalischen landwirte die existenzgrundlage weg.

auch die somalischen fischer  sind ohne eigenes zutun auf grund gelaufen. die globalisierten fischfang-konzerne haben die meere, auch am horn vor afrika systematisch und von der nato beschützt, leer gefischt.

für die somalis geht es schlicht ums überleben. unter gesetzen, die letztlich der kapitalistische welt-markt macht, können die menschen dort nicht überleben. also flüchten sie in die gesetzlosigkeit. das kennen wir in der kultur-nation deutschland nicht nur aus der drei-groschen-oper, sondern auch vom florierenden schwarzmarkt-geschäft nach dem zweiten weltkrieg.

und sollte es eine arme somalische seele auf der lebensgefährlichen flucht vor der todbringenden not tatsächlich mal bis nach deutschland schaffen, erklärt ihn – nicht nur – unser bundesinnenminister zum wirtschaftsflüchtling, der hurtigst abgeschoben wird. und wiederholt zum x-ten wiederholt der herr minister dabei den bodenlos zynischen satz von den “fluchtursachen”, die in den “herkunftsländern” bekämpft werden sollen.

diese auseinandersetzung überlässt der innen- dann dem verteidigungsminister. nur ein toter pirat ist ein guter pirat – das steckt hinter dem kampf gegen die fluchtursachen. damit’s uns darob nicht den magen umdreht, erklären wir die piraterie zur “modernen pest”. und vergessen darob, dass es ist, wie es immer war: die angeblich zivilisierten gesellschaften sind es, die seit dem mittelalter die pest in die welt getragen haben. die pest als körperliche ebenso wie als moralische krankheit. wir und der globalisierte kapitalismus in seiner ganzen gnadenlosigkeit haben den somalischen piraten mit der tödlichen pest infiziert. wer umgekehrtes behauptet, klittert die geschichte.

und wenn unsereiner morgen die subventionierte, gerne auch lactosefreie milch aus’m supermarkt übers müsli kippt, mag er an ihn denken. an den schwarzen bruder. der nicht pirat ist, weil er schon als kind davon träumte, sondern weil wir ihn dazu gemacht haben.

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