nicht die werte sind bedroht sondern die menschlichkeit

so viele vertriebene menschen. wir reden nur noch in den masseinheiten der massen. zwischendurch halt das kotzübelnde foto einer angeschwemmten kinderleiche. dann greifen wir wieder in den wortschatz der masslosigkeit.

deutschland ist überfordert. nicht mit der aufnahme geschlagener und getretener menschen. sondern damit, all dem unsinn, der darüber ausgeleert wird, zu begegnen. nicht die nation mit ihren werten ist bedroht – die menschlichkeit ist’s, der es an den kragen geht.

aber bleiben wir mal bei den werten. um welche werte eigentlich geht es denn? um die, dass wochenendweise fast so viele menschen in irgendwelche fussballstadien stürmen dürfen, wie dieses jahr zu uns flüchten? und dass diese menschen, in der verteidigung ihrer (fan-)kultur, wochenende für wochenende durch tausendfachen polizeieinsatz daran gehindert werden müssen, bei der ausübung ihrer (streit-)kultur mehr als nur ein paar nasenbeine zu brechen? wobei diese polizeieinsätze – sportmuffel hin oder her – freundlicherweise von uns allen bezahlt werden.

oder der wert, dass der am angesehensten seine rolex auftragen darf, der die meisten steuern spart oder sich gar mit ausgebuffter schläue drumrum schummel-bescheisst? warum auch steuern zahlen? die theater und museen sind so gut ausgestattet, dass wir denen das geld schon wieder streichen können. schulen und kindergärten haben wir so unbegrenzt, dass wir kaum mehr welche bauen oder gar bezahlen und in den krankenhäusern reduzieren wir das personal patienten-zu-tode. was also soll der quatsch: steuern zahlen, als wertschätzung dessen, was wir bekommen. steuern bezahlen ist was für arme schlucker, staats-idealisierende dummköpfe und weicheier. und die paar knäste, jugendgefängnisse und ausländer-kasernen, die der staat noch braucht, damit ruhe herrscht im land – die mittel holen wir uns aus’m entwicklungshilfe-etat. der spielt nämlich eh keine rolle. zur bekämpfung der – achtung, mein lieblingswort – fluchtursachen in den ursprungsländern jedenfalls brauchen wir den nicht. is‘ ja eh noch nie gemacht worden.

also, welche werte? die, dass eingeborene und zahlende zugereiste (keine flüchtlinge!), die sich als einheimische verkleiden, jahr für jahr von der alm getrieben werden, damit sie sich auf dem oktoberfest und vergleichbaren kulturellen höhepunkten volllaufen lassen können? befürchten wir tatsächlich, dass diese wunderbaren krachlederer von jenen heidnischen flüchtlingen glaubenswert-mässig umgedreht werden, der askese verfallen und statt auf wies’n wie wasen fürderhin gen mekka ziehen?

dann etwa doch die werte unserer oft und gerne zitierten humanisten? die von freiheit, toleranz, mitgefühl und miteinander zeugen? keine sorge: zu deren entwertung braucht’s keinen menschen aus syrien und auch keinen heimtück vom balkan. das besorgen wir schon selbst. nicht nur, wenn häuser brennen wie weiland die bücher. das fängt schon an, wenn wir aus menschen zahlen machen und aus schicksalen statistiken. mit jedem „ja, aber“ – ob in der prominent besetzten talk-show oder am endzeitstimmungs-umwaberten stammtsich ausgestossen – kratzen wir am humanistischen lack. der indes war und ist zugegebenermassen oft eh nur tünche über brauner grundierung.

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