die sozial-beliebige partei

als willy brandt 1969 zum kanzler gewählt wurde, flocht mein vater lorbeer in das wahlplakat, das am garagentor hing. grossvater war nationalsozialist, vater hatte in mir die sympathie geweckt für die sozialdemokraten, die die ersten politischen waren, die die sache der arbeiter zu der ihren gemacht hatten. die nach dem ersten der weltkriege die republik ausriefen. sozialdemokraten – die kommunisten waren schon entfernt worden – stimmten im reichstag als einzige gegen hitlers ermächtigungsgesetz. viele von ihnen gingen für ihre überzeugung in die konzentrationslager.

die aussöhnung mit dem osten, den fall der blöcke – ohne sozialdemokraten wie willy brandt eben hätte es sie, vereinigungskanzler birne hin oder her, nie gegeben. aber brandt war auch der kanzler des radikalenerlasses und nachfolger schmidt der des nato-doppelbeschlusses. aber da waren immer noch sozialdemokratische duftnoten, die den unterschied ausmachten. zu den bürgerlichen, den sandkasten-liberalen, den konservativen. zu den bastarden, die die nazis hinterlassen hatten, sowieso.

der letzte sozialdemokratische kanzler drohte mit juristischen schritten gegen die behauptung, er lasse sich die haare färben. gegen den beinamen „genosse der bosse“ hat er nicht einmal aufgemuckt. schien ihm gefallen zu haben wie seine brion-anzüge, hat ihm geschmeckt wie die fetten cohibas.

als innenminister zog jener otto schily die zügel stramm, der weiland gegen horst herolds rasterfahndung gewütet hatte, wie kein zweiter. auch liess er sich auch gerne mal breit grinsend mit schutzhelm am wasserwerfer ablichten.

schröder und schily stehen heute als zwei altgewordene sozialdemokraten da, die sich haben schmieren lassen, um den ruf eines kasachischen diktators ein bisschen aufzubessern. die paar hunderttausend, die’s dafür gab, scheint ihnen ihr eigener ruf wert gewesen zu sein. nun ja, ist ihre sache.

indes.  schröder und schily sind nicht die einzigen, an denen offensichtlich nur noch der mitgliedsausweis rot und sozialdemokratisch ist. da gibt’s zum beispiel den vize-kanzler mit dem entsetzlichen krawatten-geschmack. sigmar gabriel bastelt – allen rest-widerständen aus den partei-niederungen zum trotz – fleissig mit an einem freihandelsabkommen, das dem kapital nützt und den arbeitern schadet.

justizminister heiko maas dreht politische pirouetten wie kati witt einst auf dem eis. erst gegen die vorratsdatenspeicherung, die nicht nur errungenschaften wie die unschuldsvermutung aushebelt, jetzt dafür.

dass andrea nahles immer noch dem linken flügel der spd zugeschlagen wird: da müssten die anderen federn an diesem flügel mal in sich gehen und die sein-frage stellen.

solidarität legen die sozialdemokraten dann an den tag, wenn ein damaliger parlamentarischer geschäftsführer den pedathyrasten in der fraktion vor ermittlungen warnt und in schutz zu nehmen versucht.

aus der spd ist die sbd geworden. die sozial-beliebige partei. mit einem hauch von selbst-ironie immerhin: offiziell zumindest wollen sie 2017 immer noch den nächsten kanzler stellen.

sie rühmen sich gerne als älteste demokratische partei deutschlands, die sozialdemokraten, denen ansonsten nichts bedeutendes mehr einfällt.  dass das hohe alter einhergeht mit unbehandelter, schwerer politischer demenz, erklärt der schwabe mit einem zweizeiler:

wenn mr domm isch, des isch so:
selber merkt mr nix drvo.

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