was unsereiner nicht sieht

ich bin, zugegebenermassen, fernseh-junkie. das gerät rennt schon früh am tag. als ergänzung zu musik und internet. dennoch: die sendungen, die ich nicht gesehen habe, behalten oberhand.

was ich zum beispiel nicht gesehen habe: battlefield gross-senderkoalition. das aufeinandertreffen merkel und steinbrück. duell wird so was gern genannt, ohne gross nachzudenken, ob das nicht ein etwas martialisch klingt: duell. ganz davon abgesehen, ob zweie wie angela und peer überhaupt satisfaktionsfähig sind. sei’s wie’s sei, ich hab mit der quoten-jagd dasselbe gemacht wie mit dem religions-unterricht in der ersten stunde. ich hab sie verpennt.

deutschland versus österreich. das grossdeutsche fussball – da ist es schon wieder, dies wort – fussball-duell. hab ich auch nicht geschaut. hans blickensdorfer, der gottvater des geschriebenen sportjournalismus, hat seinen abschied aus der zunft mal damit begründet, dass er keine lust mehr verspüre, irgendwelchen jüngelchen mit millionengehalt zucker in den arsch zu blasen. und ich verspür kein gefallen mehr dran, diesen spunden zuzuschauen, wie sie ihren allerwertesten noch weiter karamelisieren.

gottschalk und jauch, moderiert von schöneberger. würg, kotz, gummibär. da schau ich mir sogar die 37. wiederholung irgendeiner ncis-serie mit grösserem gefallen an.

hart aber fair. immerhin ein paar minuten blieb ich an dieser haltestelle hängen. allein: lindner, von der leyen, lafontaine in einer kakophonischen litanei einschlägiger plattitüden ergänzt durch die ich-seh-nicht-nur-gut-aus frau schwesig – geh mir weg damit.

angeblich kriegt johannes b. kerner demnächst wieder eine sendung beim zdf. ich weiss nicht, wann und was. aber ich weiss, was ich mache, wenn’s so weit ist. dann doch lieber einen verkaufssender, bei dem die bestell-leitungen bereits wieder glühen.

gestern hab ich in einem akt der verzweiflung den sendersuchlauf gestartet. nichts neues. immerhin hab ich einen überblick gewonnen, welche sender ich mit meiner karte nicht empfangen kann. da bin ich ganz schön froh. es ist kaum zu glauben und dennoch tatsache: da dümpelt noch mehr müll  als ich mich jetzt schon nicht fernbediene.

warum eigentlich dauert es so lange, bis sie den beckmann endgültig abgesetzt haben? dafür begegnet uns demnächst promi-big-brother. titten in the wind, vermutlich.

deutschland – eine kulturnation, die sie jetzt im wahlkampf wieder hochleben lassen. gipfelnd in der forderung, dass sich unsere schwestern und brüdern mit migrationshintergrund dieser kultur und ihren traditionen anpassen. wer so was fordert, sollte seinen chauffeur mal kurz an der nächsten tanke anhalten lassen und sich für eins-fünfundsiebzig das aktuelle fernsehprogramm der nächsten zwei wochen holen. einfacher geht demut nicht.

 

 

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9 Antworten zu was unsereiner nicht sieht

  1. Olaf sagt:

    Ha! Ich bin auch ein TV-Junkie. Ich habe sogar noch ein paar mehr Sender, nämlich die dänischen, schwedischen und norwegischen. Ein besseres Programm haben die aber auch nicht, außer vielleicht, dass ich Charles Bronson & Co. mit Originalstimme hören kann.

    Ich bin immer wieder baff erstaunt, wie die vielen unterschiedlichen Sender zur gleichen Zeit nur Mist zeigen können. Der Fernsehfilm “Free Rainer – Dein Fernseher lügt”* (ich gehe davon aus, Du kennst ihn) kam als Satire daher und ist doch so nah an der Realität dran. Der Film ist so realistisch, dass sogar Hauptdarsteller Bleibtreu sich nicht treu blieb und sich für McDoof prostituiert.

    Wie sagte Kabarett Vince Ebert gleich noch mal?

    “Fernsehen macht nicht dumm. Fernsehen wird von Dummen gemacht.”

    Ach wie traurig es doch ist, wie dieses geniale Medium verbrannt wird…

    * Trailer “Free Rainer”: http://www.youtube.com/watch?v=tXTZjxL3Lv8

  2. Olaf sagt:

    Du findest Free Rainer auch als Vollversion bei YouTube… ;o) Das Bleibtreu-Argument klingt mir fast zu idealistisch um es noch glauben zu können. Aber komm, lassen wir es ihm durchgehen. Schauspieler haben ja eh immer nur ein unregelmäßiges Einkommen.

    Was den Charles betrifft, sind mir vor allem auch “Ein Mann sieht rot” und “Nevada Pass” in Erinnerung geblieben. Das war noch Action! Da konnte man als Zuschauer die Story wenigstens noch kaufen. Und heute? “Die Hard 1 – 58” oder dieser unsägliche “The Fast and the Furious”-Scheiß mit Autos mit Superkräften. Bä!

    Kannst Du dich an “Ronin” mit Jean Reno und Robert De Niro erinnern? Wie die da im A8 durch Nizzas enge Gassen brettern? Die Kamera direkt hinterm Vorderrad an die Karosserie geschraubt? Da kriegst Du nur vom zugucken Adrenalin und darfst zwei Tage lang kein Auto fahren, weil sie Dir sonst die Pappe wegnehmen.

    Früher war manches besser. Vor allem die Filme. ;o)

    • ahhh! ronin. die von dir beschriebene szene spielt in meiner heimat provence. shoot out in der arena von arles. flucht an les baux vorbei. die freundschaft zwischen reno und de niro – wahre liebe gibt es nur unter männern. sean beans kurzauftritt mit der kotz-szene. in der tat – so geht film.

  3. Olaf sagt:

    Ach? Sag bloß Du hast französische Wurzeln? Das erklärt natürlich, weshalb ich Dich so sympathisch finde. ;o)

    • schön wär’s. aber ehrlich gesagt bin ich nur schwabe von geburt. die provence ist sozusagen meine stiefheimat. jedenfalls fühl ich dort, was mir hier als heimatgefühl beschrieben wird. und wenn ich wegfahre, habe ich heimweh.

      • Olaf sagt:

        Ich finde Dich trotzdem sympathisch. Du bist ja sozusagen ein Franzose im Herzen.

        Mir geht es genau so wie Dir. Stehe ich hier in DK am Wasser, ist das wie Heimat. Bin ich innerorts unterwegs, fühle ich mich nach wie vor fremd. Kaum große Häuser (eigentlich nur in Kopenhagen), immer schön sauber und irgendwie mit dem Flair einer Puppenstube. DK ist sehr halt sehr klein (für einen Deutschen).

        Meine eigentliche Heimat ist die deutsche Ostseeküste. Vor allem die Gegend um Stralsund, dem Strelasund und dem Greifswalder Bodden.

        Ich tröste mich immer damit am Kattegat spazieren zu können, was für mich als Ossi eine ganz besondere Bedeutung hat. Aber nein, es ist dennoch nicht das Gleiche. Hätte ich die Vorzüge meines dänischen Lebens in MeckPomm, es wäre perfekt.

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