Vorwärts zurück

Es ist nichts besser geworden. Durch die Hände vor die Klappe, vor die Augen, die Ohren. Nichts Sagensehenhören macht die Welt nicht besser. Und das Leben nicht leichter. Allenfalls am schlechten Gewissen tut sich was. Richtung noch schlechter.

Es wird so vor knapp zwei Jahren gewesen sein, als ich mich in der Bloggerei bis zum Nichtsmehr-Schreib mäßigte und meinen Facebook-Account einem digitalen Aderlass unterzog. Völlig überraschend blieb diese Form des Protestes ebenso unerhört wie unbeachtet.

Nicht etwa, dass ich dran geglaubt hätte, Trump sei zu verhindern und Erdogan. Orban und Kurz. Gut, Le Pen ist baden gegangen, aber das lag erstens nicht an meinem Boykott und zweitens werden wir an Macron noch viel wenig Freude haben. Sehr viel.

Auch an den elenden Leben, die elend auf dem Mittelmeer endeten, hab ich nichts, aber auch gar nichts geändert. In Syrien, im Jemen, im Südsudan werden Menschen ungeachtet ihres Alters, ihres Geschlechts oder ihrer Religion weiter geschlachtet wie Vieh. Und das vollgefressene Mondgesicht in Nordkorea übt mit wachsender Begeisterung den Atomraketen-Weitwurf auf Nordamerika.

Im Grunde genommen also ist es egal, ob ich blogge oder nicht. Ob ich mich auf den Boulevards oder in den Sackgassen von Facebook herumtreibe. Dennoch werde ich hier wie dort wieder (mal) einsteigen. Nicht nur, weil Olaf Sander nach langer Zeit neugeboren den dänischen Wellen entstiegen ist. Oder weil mich meine Tochter lehrt, dass es lohnt, den Mund aufzumachen, auch wenn nur eine Stimme dabei ertönt.

Es ist auch dieses banale: Du musst mitkriegen, wie die anderen ticken. Wenn du nicht dabei bist, bei diesem Fluch und Segen, der sich soziale Medien nennt, wirst du keine Andock-Punkte finden, wenn dir der Mut schwindet. Und dir wird entgehen, wie die Feinde den Humanismus und die Wahrheit verhackstücken.

In diesem Sinne vollzieh ich jetzt den Austritt vom Austritt. Menschen, die mich kennen, wird das nicht neu sein, aber ich werde mich nicht groß rechtfertigen deswegen. Eines indes werde ich sicher tun: Es bei der Auswahl neuer Freunde überlegt angehen lassen.

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