Der Krieg, die Amis und die Deutschen

Der Bildungsbürger-Versuch oder auch Möchtegern-Humanist spricht elegant von der „Büchse der Pandora“. Wer die öffnet, setzt Übles frei. Schlechte Luft, böse Geister oder radioaktive Strahlung zum Beispiel. Unsere amerikanischen Freunde sind Spezialisten im Öffnen dieser Dose. Und bei ihnen kommt gern mal ein anmutiger Krieg heraus.

Zur Zeit krachbummt es im Irak. Dort, wo uns die Amerikaner einstens blühende Landschaften von lauter Massenvernichtungswaffen versprachen. Die waren zwar so real wie Thors Hammer, lieferten aber immerhin einen Grund zum fröhlichen Einmarschieren. Kollateral zogen sie erst Saddam aus einer Höhle und sich dann wieder zurück. Wer gerne Kassandra (auch so eine Griechin) rufen hört, durfte damals schon vernehmen, dass die Amis das Land nicht demokratisiert, sondern am Rande des Bürgerkriegs zurückließen. Und booom – jetzt ist’s so weit.

Amerikas Strategen haben aus ihren Toten gelernt. Fußläufig wird’s zunächst mal keine Einmischung geben. Bedröhnt beziehungsweise bedrohnt wollen sie die Sache angehen. Unbemannt aus der Luft. Die Streuwirkung solcher Joystick-pilotierter Kampfmaschinen macht immer mal wieder auch vor Zivilisten nicht halt, aber den Menschen aus dem Land der Freien und der Heimat der Tapferen dräut entscheidenderweise nichts Schlimmes für das Dumpf-Köpfchen.

Und dann gibt’s ja noch den Iran. Mit dem vertragen sich die Weltmachthaber der USA bis dato bestenfalls so gut wie die Fangruppen aus Schalke und Dortmund. Aber eventu-möglicherweise fraternisieren Mullahs und Amerikaner dennoch. Zum Un-Frommen des Irak. Was die israelischen Verbündeten, denen der Iran nach wie vor als Todfeind gilt, dazu sagen, bleibt noch offen. Aber das böse F-Wort dürftete noch eine milde Reaktion umschreiben. Das ändert indes eher kaum was am Ganzen. Weil die Polit- und Militär-Profis der USA keine Probleme damit haben, ihre Schulterklappen nach den Winden auszurichten. Einstens half Saddam den amerikanischen Freunden gegen den Iran, jetzt passiert’s möglicherweise umgekehrt. Nur dass Saddam das nicht mehr erleben darf.

Derweilen tut sich auch bei uns zuhause Anregendes. Die deutsche Wirtschaft plant, den dritten Platz in der Hiitparade der weltweiten Waffen-Exporteure abzusichern. Indem, zum Beispiel, die deutschen Kracher an das friedliche Land Algerien nicht mehr nur Waffen, sondern gleich ganze Waffenfabriken verticken wollen. Für ein paar müde Milliardchen.

So, wie beispielsheimer die Firma Adidas damit rechnen muss, dass mit den Fußbällen, die sie irgendwo in Billig-Asien zusammenschrauben lassen, letztlich auch gekickt wird, könnte der pessimistische Mensch davon ausgehen, dass die End-Produkte aus diesen Waffenfabriken dereinst auch eingesetzt werden.

Wie gut, dass die herausragenden Nasen unserer Politik und Gesellschaft Menschen wie dich oder auch mich schon mal vorbereiten. Wir Deutschländer, ergänzen – nicht zum ersten mal – Bundespräsident Joachim Gauck und Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen die nationale to-do-Liste, sollten uns Auslandseinsätze der Bundeswehr nicht so schwer machen. (Vielleicht handelt es sich ja auch um eine to-kill-Liste. Aber das nur am Rande.)

Komm‘ mir jetzt nicht damit, dass es so was wie ein Grundgesetz gibt, das befiehlt, die Bundeswehr nur bei Bedrohungslage fürs deutsche Volk an die Waffen zu rufen. Nehmen Sie das um Himmels Willen nicht so ernst. Schon ein Innenminister namens Höcherl (CSU) verkündete bereits vor Jahrzehnten, er könne nicht ganztags mit dem Grundgesetz unterm Arm herumlaufen. Wer sich also angesichts einer solchen Petitesse weniger kriegslüsterne Antipoden wie Wulff und zu Guttenberg ins Amt zurückwünscht, der übertreibt. Und das nicht zu knapp.

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2 Antworten zu Der Krieg, die Amis und die Deutschen

  1. Olaf sagt:

    Chapeau, mal wieder, lieber Veit. Nur das Du bei Irak und Iran die Weckstaben verbuchselt hast. Aber macht nix. Der Mist, der da gerade wieder Karrenweise ausgeschüttet wird, ist der Gleiche.

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