ein ganz normaler tag

Du kennst das. Ein ganz normaler Tag. Kein guter, kein schlechter. Kein besonderer. Normal eben.

Weil sonst nichts ansteht grad, vielleicht sogar aus Langeweile, schaust du ihn dir nochmal an, den Tag. Der kleine Zeiger zirkelt nicht ganz zwei Runden auf dem Zifferblatt.

Aus Angst vor dem Aufstehen hast Du versucht, länger zu schlafen. Sie gelingt dir selten, die Selbstüberlistung.

In der ersten Schachtel, die du an diesem Tag öffnest, klemmt ein Beipackzettel. Die Marke, die du rauchst, wird vom Markt genommen.

Im Postkasterl steckt keine Zeitung. Vom Lesen auf dem Bildschirm werden dir zwar die Augen trüb, aber du musst dir nur noch jeden zweiten Altpapier-Termin in den Kalender kreuzeln.

Behördenpost kriegst du immer noch auf Papier. Just an jenem Tag, an dem du das Auto vorsätzlich geruhsamer bewegen wolltest, haben sie dich auf 40 Kilometern zweimal geblitzt.

Coco Chanel sagt: „Wenn man ohne Flügel geboren wird, soll man nichts tun, was sie am Wachsen hindern könnte.“

Drei Freundinnen und Freunde haben dir ehrlich ihre Meinung gesagt. Eigentlich selten geworden, das.

„Jetzt nur ja nicht ausrutschen, es ist glatt“, hat der Olympia-Reporter gewarnt. Die Curler, um die es ging, sehen ihre Sportart seither sicher mit ganz anderen Augen.

Du hast dir was gekocht. Beim Essen stellst du dir vor, dass es schmeckt.

Zum ersten Mal hast du genau hingehört beim Refrain von Jacques Brels „Les Bourgeois“: „Jojo hielt sich für Voltaire. Und Pierre für Casanova. Und ich, der ich der stolzeste war, ich hielt mich für mich.“ Auch nicht schlecht.

Beim Nachmittagsnickerchen hast du ein Loch ins Sofa gekokelt. Weißt nicht, ob dir das mit einer anderen Marke auch passiert.

Ein Mensch, dem du dich nahe fühlst, hat dir Neues mitgeteilt. Manchmal ist es am einfachsten, Traurigkeit zuzulassen.

Es ist wieder an der Zeit für Karneval, Fasnet, Fasching auf gefühlt allen Kanälen zu allen, vor allem den besten Sendezeiten. Nun ja – Deutschland, die Kulturnation.

Zuvor hat in den Nachrichten der Herr Scheuer von der CSU den Herrn Oppermann von der SPD als Wichtigtuer geschmäht. Einer, der sich aus lauter Bescheidenheit einen Doktortitel besorgt hat, der nur in Bayern und Berlin gilt, darf das.

Du ertappst dich, wie du im Abspielgerät Brel, Waits und Zappa gegen Brahms, Mahler und Schubert tauschst. Hast aber keine Ahnung, warum.

Dann führt die beginnende Flucht eindeutig Richtung Schlaf. War ein ganz normaler Tag.

p.s.: ich weiss, gelegentlich wiederhol ich mich. hab mir das selbst erlaubt.

Dieser Beitrag wurde unter achtung: satire, csu, der mensch, fernsehen, kultur, leben, musik, persönlich, politik, spd, sport abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

1 Antwort zu ein ganz normaler tag

  1. Ich glaub, da habe ich bislang was verpasst – kann ja aber nachgeholt, nachgelesen werden…

    beste grüße von hkz

Schreibe einen Kommentar zu hans karl zeisel Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert