für schwule und lesben, wider den faschismus

und wenn ein mann einen mann liebt.
soll er ihn lieben, wenn er ihn liebt.

und wenn eine frau eine frau liebt,
soll sie sie lieben, wenn sie sie liebt.

und wenn du glaubst, dass du mich liebst;
sollst du mich lieben, wenn du mich liebst.

(andré heller)

mein wissen schöpft weitest aus einem artikel auf spiegel-online. jürgen elsässer  chefredakteur des magazins “compact”, früher mitglied des kommunistischen bundes, dann lehrer und autor für “konkret” und “der freitag”, ist bei irgendwelchen rechtsgerichteten verschwörungs- und familientheoretikern gelandet. so ‘ne art westentaschen-ausgabe einer karriere wie der horst mahlers.

“für die zukunft der familie” – elssässer hatte zu einer, wie sag ich: konferenz, hetzveranstaltung? nach schkeuditz bei leipzig geladen. die zurecht vergessene eva braun, quatsch: hermann, hatte ihre teilnahme aus angst abgesagt, von den medien zerfetzt zu werden. per videogruss indes hielt sie fest, dass die bundesdeutsche familienpolitik der einer margot honecker längst in nichts mehr nachstehe. was immer das heissen soll.

peter scholl-latour hatte aus termingründen abgesagt, die sprecherin der alternative für deutschland, frauke petry, in letzter minute. gekommen waren dagegen thilo sarrazin (ja, den gibt’s noch), der hauptsächlich seine bücher bewarb und die erbtechnischen unterschiede zwischen deutschen und ausländern beschrieb. seine forderung: einwanderer sollten zehn jahre lang keine sozialhilfe oder sonstige staatlichen hilfen erhalten. früher nannte man solche menschen “zwangsarbeiter”. die herrenrasse zwang sie, sich zum frommen deutschlands millionenfach zu tode zu schuften.

aber eigentlich ging’s bei der konferenz um gleichgeschlechtliche liebe. zwei damen aus dem russischen durften hetzen gegen schwule und lesben. putins lehre von der liebe – sie lebte hoch. die proteste von etwa 500 demonstranten verhallten.

eva hermann hat recht: sie sind wieder so weit. allerdings haben sie bei ihrer reise in die vergangenheit nicht in der ddr halt gemacht, sondern im dritten reich. der propagandaminister, das reichssicherheitshauptamt, die blockwarte, die denunzianten aus dem dritten stock – sie alle lassen gestreckten arms grüssen.

und? magst fragen. so ein verwirrter, dippel-gebohrter haufen, wem schadet er schon? allen, um konstantin wecker zu zitieren, allen schadet er.

warum die aufregung: sind doch nur ein paar verspulte, die die zeit von alleine wegspült. das haben sie 1923 auch gesagt. zehn jahre weiter war’s zu spät.

jetzt hör ich sie maulen: immer die nazi-keule, dieser inflationäre gebrauch des wortes faschismus. langsam. ich polier mir nicht jeden tag die keule neu und gehe nazis suchen. sie begegnen mir. und inflationär ist nicht mein gebrauch des f-wortes, inflationär wird das predigen, verbreiten, einbläuen faschistischer inhalte. und wenn – nicht nur mir – so was immer öfter auffällt, dann sicher nicht, weil ich es herbeisehne.

nazi-funktionäre in sportvereinen und der kinderbetreuung. gewaltbereite faschos mit besten beziehungen zum verfassungsschutz. innenpolitiker, die den asylanten das leben so schwer als möglich machen wollen. die csu, die den gauweiler aus der versenkung komplimentiert, auf dass er ihr den rechten flügel stärke – als gäb’s in der csu auch einen linken flügel. nonnen, die aus ihrem orden und ihrer kirche fliegen, weil sie in tansania kondome verteilt haben, um leben zu retten. sozialämter, die unterstützungsanträge mit arbeitsplatz-geboten kontern. nur dass der platz, ein mülldepot, 40 kilometer weit weg liegt, mit öffentlichen verkehrsmitteln auch in drei oder vier stunden nicht zu erreichen ist, und arbeitszwang bei zehn gard minus nicht gerade als human benamst werden muss. nun denn, die aufgabe wurde verweigert. gibt’s auch keine sozialhilfe. für den antragssteller nicht und auch nicht für dessen familie.

ich suche den faschismus nicht. ich finde ihn. und falls jemand beschwichtigt: keine angst, ist doch nicht viel, ist doch nicht schlimm. der faschismus macht immer angst, ist immer schlimm. egal, ob er schleichend daherkommt oder offen. als einzelgänger oder in haufen. und im übrigen: ich reiss schon jetzt mal mein maul auf, damit ich es irgendwann nicht halte. aus lauter angst.

freunde, schaut euch um. wir bekommen arbeit.

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3 Antworten zu für schwule und lesben, wider den faschismus

  1. Olaf sagt:

    Leute kauft Kämme. Wir bekommen lausige Zeiten.

    Wie recht Du wieder hast, lieber Veit. Darf ich diesen Artikel als Gastbeitrag zu mir rüber kopieren?

    Fühl Dich gedrückt, Bruder im Geiste. Und hab einen schönen Sonntag. Trotz dieser braunen Scheiße um uns herum.

    • klar. du musst mich nicht fragen. du weisst, dass mir das eine auszeichnung ist. vom vertrauen, das ich zu dir habe, ganz zu schweigen.

      • Olaf sagt:

        Ich weiß, aber es ist des Menschen und Bloggers Höflichkeit, die mich fragen lässt. Würden wir nicht nur Freunde, sondern auch noch Nachbarn sein, dann brüllte ich über die Hecke nach Deiner Erlaubnis.

        “Ey Veit, ich nehm’ ma’ kurz Deinen Rasenmäher!”

        Und irgendwann, wenn die Messer des Mähers stumpf geworden wären, nähme ich sie und schaffte sie zum Schleifer. Natürlich auf meine Rechnung.

        Ich mache das so, weil all die Kleinigkeiten und Freundschaftsdienste, die man für seine Mitmenschen so tut, niemals zu einer Selbstverständlichkeit werden dürfen.

        Bitte… Danke…. Darf ich…. Möchtest Du…. Macht es Dir was aus, wenn ich….

        Ich bin, weil es meine Erfahrung ist, der festen Überzeugung, dass im Beginn der Sätze, die wir sagen, der Schlüssel zum Glück in unseren Beziehungen liegt.

        Wie schön sähe unsere Welt aus, wenn alle Menschen so freundlich wären, wie sie könnten?

        ;o)

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