das elektronische aufmarschgebiet

mich plagt der verwirrheimer. der grosse verwirrheimer. ich weiss immer noch nicht, ob ich der internationalen daten-schnüffelei mit einem überlegenen ich-hab’s-schon-immer-gewusst-lächeln begegnen soll. oder mit heiligem zorn. und das geht so:

als marie curie die radioaktivität entdeckte, war’s ebenso klar wie damals, als alfred nobel erstmals dynamit gemixt hatte: die menschen würden das nicht nur zu ihrem frommen nutzen. sie würden die vermeintlich bahnbrechenden erfindungen auch militarisieren. um sich gegenseitig und flächendeckend vom planeten zu blasen. ohne rücksicht auf zivile opfer sogar.

als alexander graham bell das telefon zur serienreife brachte, bedurfte es wenig zweifels. die technik dürfte auch den schönen brauch der abhör-aktion ins gesellschaftliche leben einführen.

alles was denkbar ist, wird irgendwann auch passieren. beziehungsweise gemacht werden, besagt murphy’s law (hat nichts mit dem gleichnamigen charles bronson-melonen-krimi zu tun).

ergo durfte es auch nicht überraschen, dass das internet dem missbrauch tür und tor öffnete. zu verlockend stand das medium parat für spionierer und – in ihrem bugwasser – staatliche schnauzenpolierer. ich stell mal die gewagte behauptung auf, dass es  das konzentrationslager guantanamo ohne internet nicht gäbe. wo und wie sonst sollten sich die amis ihre insassen ausgucken.

damit erreichen wir schizophrenes gebiet. bradley manning, julian assange (lassen wir die möglichen sexual-delikte mal weg) und edward snowden sind uns helden. mit und aus dem internet haben sie uns bittere wahrheiten beschert. informationen, die die regierungen ihren staatsbürgern vorenthalten wollten. tatsächlichkeiten, die die herrschaft hinter ihren firewalls, wie die dornröschen-hecken der neuzeit wohl genannt werden, versteckt.

was aber taten die befreier-prinzen manning, assange und snowden anderes als die staatlich bestellten digital-ausgucker, über deren kriminelle machenschaften wir uns jetzt einen roten kopf entrüsten?

die methoden unterscheiden sich nicht. nur die beweggründe. die einen nutzen das netz, um unser recht auf meinung und information zu schützen, die anderen trümmern unsere privatsphäre. und damit auch die freiheit, diese meinungen und informationen mit den menschen unseres vertrauens auszutauschen. ausschliesslich mit den menschen unseres vertrauens.

das internet ist eine elektronische knarre: ich kann damit die wilkür ausverkopfschussen. ich kann damit aber auch die gegen-den-strom-schwimmer in schach halten. “knien sie nieder und halten sie das laptop über den kopf.”

weil nicht jeder die mannings, assanges und snowdens als heroen verehrt, wird auch nicht jeder im digitalen blockwart einen pfui-teufel sehen. schliesslich bewahren uns die schnüffler mit dem digitalen riecher zwar nicht vor zug- und busunglücken, auch nicht vor tsunamis oder defekten atomkraftwerken, aber immerhin vor terroristischen anschlägen. sagen zumindest diejenigen, die die späher in brot und arbeit setzen. verbeamtet und mit pensions-anspruch.

aber ich weiss wirklich nicht, ob ich mich darob überrascht empören soll. hitler hat die autobahnen nicht wegen der arbeitslosen gebaut, sondern als aufmarschgebiete für den russland-feldzug. daten-autobahnen sind so was ähnliches. die ausguckerei deiner mails, kontakte und dateien war mit der einführung des internets denkbar. und deshalb wird’s jetzt auch gemacht. es ist mir schon schwerer gefallen, recht gehabt zu haben.

 

 

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