gewalt und gegengewalt – ratlosigkeit, die leben zerstört

Für mich eines der komplexesten, schwierigsten themen, zu dem ich letztlich überzeugt keine meinung zu vertreten weiss: Israel und die palästinenser. Siedlungspolitik versus unabhängigkeit. aug um aug.

Ich hab eigentlich keine lust, mich drei jahrtausende in der geschichte zurück zu beamen, um mir dann anzuschauen, wem das heutige israel, wem das aktuelle palästina wann gehört hat und hatte. Geschichte ist da, um draus zu lernen. Verändern kann niemand die geschichte. verfälschung gebiert allseits fundamentalisten. Ansonsten hilft klitterung nicht weiter.

Aus dieser speziellen geschichte lernen wir, meiner unbedarften meinung nach, nur eines: lasst die vergangenheit ruhen. Die gegenwart beschert den menschen dort leid, tod, hass. Sie müssen nicht auch noch die schlachten ihrer altvorderen schlagen. Aber: ich habe kein recht, den verfeindeten parteien, den leidenden, den verängstigten menschen ins kluge worte ins stammbuch zu schreiben. In der erwartung womöglich, dass sie beherzigt werden.

Satt und bräsig sitze ich mein hinterteil auf dem sofa breit. Wie könnte ich mir rausnehmen, palästinensischen eltern ratschläge anzutragen, die für ihre kinder keine andere zukunft wissen als blut, raketen, soldaten, krieg. Eine zukunft, die keine zukunft hat. Ich weiss nur ein wort dafür: obszön.

Was soll ich den israelischen eltern sagen, deren kinder bei einem selbstmordattentat junges leben liessen. Was soll ich den menschen eines staates rat aufdrängen, der etwas mehr als sieben millionen einwohner zählt? Sechs millionen ihrer angehörigen siechten, verrotteten und krepierten während der shoah.

Wenn einer mit der ausrottung des staates israel und dem tod aller juden droht, nehmen die menschen in israel das ernst. Sie müssen es ernst nehmen. Todernst. Weil diese drohung schon mal in die welt gebrüllt und an ihren verwandten wahr gemacht wurde.

Wenn wir deutsche unsere freiheit schon am hindukusch verteidigen: wie wollen wir den israelis vermitteln, dass sie die ihre nicht direkt an den staatsgrenzen ebenfalls verteidigen dürfen.

In seiner bedrückend-fesselnden filmdokumentation „shoah“ diskutiert claude lanzmann mit einem israelischen freund. Einer der ersten siedler auf palästinensischem boden. Lanzmann, spross einer jüdischen familie, versucht seinem freund zu vermitteln, dass er im unrecht ist. Vergeblich.

Es muss kein antisemit sein, der sich kritisierend ein offeneres, freundlicheres, weniger angst-gepeinigtes israel wünscht. Aber es muss ein träumer sein, der für die gegenwart daran glaubt.

Es muss kein antiislamist sein, der sich fordernd ein friedliches palästina herbeisehnt. Aber träumer ist, wer für realistisch, für verwirklichbar hält, was diplomaten und aussenpolitiker als „friedliche koexistenz“ beschreiben. Zuviel blut ist geflossen, zuviele leben gingen vor der zeit dahin.

Ich hab, wie gesagt, keine meinung und erst recht keine lösung parat. Noch nicht einmal eine oberflächliche, daher-gebesserwusste lösung. Dass auch klügeren menschen als mir letztlich – und wenn sie aufrichtig sind – nicht mehr einfällt als gewalt und gegengewalt, macht mir angst.

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